Ultra-Trail Lamer Winkel 09.10.21

Am Samstag, 09.10. habe ich zum ersten Mal an einem Wettkampf teilgenommen, der abseits von geteerten Straßen und Schotterwegen zu laufen war. Beim U. TLW, der ursprünglich bereits im Juni 2020 hätte stattfinden sollen, war ich für die kürzere Strecke („Osser-Riese“), bei welcher es ca. 24 Kilometer und 1300 Höhenmeter auf traumhaften Trails im Lamer Winkel zu bewältigen gibt, gemeldet.

Aufgrund der frühen Startzeit am Samstag (8:30 Uhr) und der ca. 180 Kilometer Anreise, fuhr ich bereits am Freitag Nachmittag mit meiner Freundin und meinen Eltern in den Bayerischen Wald. Am Freitag Abend konnten wir so am Sportplatz in Lam bereits die Startunterlagen abholen und noch ein bisschen die gute Stimmung und das schöne Wetter vor Ort genießen. Bereits früh am Morgen klingelte am Samstag der Wecker. Nachdem alles für den Lauf vorbereitet war, ging es auch schon zum Frühstückssaal des Hotels, die diesen extra früher aufsperrten – danke dafür.

Anschließend ging es auch schon zum Start Richtung Lamer Sportplatz, wo um 7:40 Uhr die Läufer der Langstrecke ihren Start hatten und sich anschließend die knapp 250 Starter des „Osser-Riese“ bereit machten. Bei sehr frischen Temperaturen aber strahlendem Sonnenschein, fiel um Punkt 8:30 Uhr der Startschuss. Es wurde aber nicht gleich losgerannt, denn die ersten ca. 100 Meter spielte uns die Blaskapelle Lam einen Marsch und die Läuferschar spazierte entspannt hinterher. Die Blaskapelle trat dann aber auch schnell zur Seite und so war das Rennen für die Läufer und Läuferinnen eröffnet. Mit dem festen Vorsatz, das für meine Verhältnisse doch recht lange Rennen nicht zu schnell anzugehen, pendelte ich mich ca. um den 20. Platz ein. Selbstverständlich ging es sofort bergauf und das Feld zog sich schon bevor wir den Wald erreicht hatten weit auseinander. Auf schönen Trails ging es bergauf und bergab durch die Wälder des Lamer Winkels und in einer Gruppe aus drei bis vier Leuten fanden wir auf den ersten Kilometern ein gutes Renntempo.

Als es bereits Richtung Lohberg ging, wo die erste Verpflegungsstation wartete, führte ein Problem, das ich seit Beginn des Rennes hatte, dazu, dass ich stürzte. Aufgrund der kalten Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt und der noch tief stehenden Morgensonne, beschlug meine Brille zum Teil sehr und meine Sicht war extrem eingeschränkt. Daraus resultierte auch der erwähnte Sturz, auf einem leicht abschüssigen Weg, auf dem ich einen Stein übersah. Glücklicherweise überstand ich das Malheur „nur“ mit einigen, zum Teil recht stark blutenden Schürfwunden. Bei Kilometer 12 und bereits knapp 600 gelaufenen Höhenmeter erreichten wir Lohberg, wo ich mich an der Verpflegungsstation stärken konnte. In Lohberg herrschte eine besonders gute Stimmung mit vielen Zuschauern und die Rufe meiner Familie über den aktuellen Zwischenstand gaben nochmal eine extra Motivation für den anstehenden, intensivsten Teil des Rennens.

Von Lohberg aus galt es, die nächsten vier Kilometer mit ca.600 Höhenmetern am Stück auf den Osser zu bewältigen. Mit einem weiteren Läufer gingen wir zu zweit in das erste Stück des Berges und kamen auch relativ gut voran. Als es aber immer steiler wurde, musste ich den Laufpartner ziehen lassen und quälte mich fortan mehr oder weniger zügig den Osser hinauf. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichte ich ziemlich erschöpft den Gipfel des Ossers. An der dortigen zweiten Verpflegungsstation gab es noch einmal ein Gel und ich merkte, dass weder hinter noch vor mir ein Läufer zu sehen war. Mit dem guten Gewissen, die meisten Höhenmeter bereits bezwungen zu haben, startete ich in den letzten Teil des Rennens. Über extrem technische Trails, die nochmal volle Konzentration forderten ging es fortan immer leicht bergab Richtung Ziel in Lam.

Es wurde zum Teil richtig abenteuerlich und in gewissen Teilen, die schon eher Klettern als Laufen waren, verkrampfte meine Muskulatur etwas. Glücklicherweise war meine Sicht durch die Brille zu diesem Zeitpunkt wieder bestens und so konnte ich die gut ausgeschilderte Strecke ohne größere Probleme finden. Als der technische Part bereits geschafft war, wurde ich ca. 2,5 Kilometer vor dem Ziel von der ersten Frau des Rennens überholt. Diese wollte ich aber auf keinen Fall fortziehen lassen und so konnte ich ihr bis ca. einen Kilometer vor dem Ziel dicht auf den Fersen bleiben. Im Wissen, dass es nun nicht mehr weit bis zum Ziel sein konnte, setzte ich ca. einen Kilometer vor dem Ziel zum Überholmanöver an und konnte eine kleine Lücke reisen, die ich bis zum Ziel am Sportplatz in Lam halten konnte. Nach ziemlich genau 2:30 Stunden, erreichte ich vollkommen erschöpft aber überglücklich unter den Anfeuerungen der zahlreichen Zuschauer den Zielbogen.

Letztendlich wurde es in der Gesamtwertung Platz 12 und in meiner Altersklasse (20 – 30 Jahre) ein zufriedenstellender 5. Platz. Nachdem die Wunden des Sturzes im Ziel einwandfrei verarztet wurden, konnten wir bei ein paar kühlen Aufbaugetränken noch nette Gespräche mit anderen, von „Strava“ bekannten Läufern führen und entspannt bei bestem Wetter die Siegerehrung der beiden Läufe verfolgen, ehe es am späten Nachmittag entspannt gen Altmühltal ging. Der U.TLW ist eine unbedingte Empfehlung für alle Trailfreunde und ich würde mich freuen beim nächsten mal mit dem / der ein oder anderen „Grünen“ an der Veranstaltung teilzunehmen😊 (Bericht von Anton Pfaller)